Ausstellung "Wish you were here"
Kunstraum Kesselhaus Bamberg
14.9.-27.10.2019

Ausstellung Wish you were here, Bamberg

Mit dem 1975 erschienenen Album "Wish You Were Here" thematisierte die britische Band Pink Floyd Gefühle der Entfremdung und des Verlusts durch kryptische Fragen an ein fiktives Gegenüber.

8 Künstlerinnen und Künstler haben sich inspiriert durch Pink Floyd auf die Suche begeben nach der Beantwortung existentieller Fragen, die uns alle beschäftigen: Wer sind wir? Wo beginnt und endet die Zeit und der Raum in dem wir uns befinden. Was bleibt von uns? Sie haben das Spannungsfeld von Nähe und Distanz ausgelotet, die unstillbare Sehnsucht nach Nähe und die daraus resultierende Einsamkeit thematisiert. Wo endet Geborgenheit und wo beginnt Bedrohung? Was ist Realität und was ist Wunschdenken? Es geht um das Auseinanderbrechen der menschlichen Gesellschaft des 21. Jahrhunderts.

Entstanden sind eindrucksvolle Arbeiten in verschiedenen künstlerischen Techniken, die mit dem starken Eigencharakter des Kunstraumes Kesselhaus in Verbindung treten.

Flyer

Plakat


Die ausstellenden Künstlerinnen und Künstler

Andrea Buckland

Andrea Buckland
I Am, Tinte auf Papier, zwischen 2 Glasfolien als Objekt aufgestellt, 2019

"I Am" - "Ich bin" in 33 Sprachen so häufig geschrieben, wie es eine Million Menschen als Muttersprache sprechen: also 1200x auf Chinesisch, 460x auf Spanisch usw. Die Schriftrolle fragt nach dem Selbst, nach Identität in Zeit und Raum. Gibt es eine Essenz unseres Seins, die alle Zeiten überdauert und unabhängig ist von Kultur und Sprache? Was verlassen wir, wenn wir sterben? Was bleibt? Die Zerbrechlichkeit, das Verwundbare des Menschen, soll in der dünnen Papierarbeit widergespiegelt sein. Das mantrisch verwendete "Ich bin.." ist bewusst nicht beantwortet, nicht zu Ende geführt. Die Lücke, die nach diesen beiden Worten entsteht, darf als Qualität gefühlt werden, die uns nah an den Kern des Daseins heranbringt.


Chris Engels

Chris Engels
Wish You Were Here (sometimes), 2-teilig, Druck auf Acryl, 2019

Der Titel von Pink Floyd bietet viele Möglichkeiten ihn zu interpretieren. Einigen bin ich gedanklich nachgegangen, habe mich aber dann dafür entschieden der Titelfrage relativ nahe zu folgen. Von wem würde ich mir wünschen, er oder sie wären hier? Lebt diese Person noch, oder ist sie verstorben? Natürlich jemand, der mir wichtig war und auch noch ist und den ich (zumindest gelegentlich) vermisse. Dabei kommen mir meine Eltern in den Sinn. Sie leben schon lange nicht mehr und langsam verschwindet ihr Bild in meiner Erinnerung. Trotzdem wäre es manchmal sehr schön, mich mit ihnen austauschen zu können, sie etwas zu fragen, ihnen zu zeigen, was mir heute wichtig ist. Es sind viele Fragen offen geblieben, manche stellen sich auch erst jetzt. Es ist ein bisschen wie früher, sie (sometimes) zu sehen wäre wunderbar, aber zu oft bitte auch nicht.


Christa Hoppe

Christa Hoppe
The Wall - Hommage an Syd Barrett, 1890 in Momigamitechnik bearbeitete Kaffeefilter, 2019

Die Installation von Christa Hoppe aus 1890 verfremdeten Kaffeefiltern greift die Thematik von Niedergang, Krankheit und Zerfall auf und steht sinnbildlich für den durch Drogensucht verursachten physischen und psychischen Verfall des Bandmitglieds Syd Barrett von Pink Floyd. Zudem beinhalten die morbiden, abgebrauchten Filter die 4 Elemente, die erschlüsselt auf dem Cover des Albums "Wish You Were Here" erscheinen. Das Element Erde findet seinen Niederschlag in der Stofflichkeit von Kaffeesatzresten in den Filtern, das Wasser liegt als Thema im Ort des ehemaligen Kesselhauses, die Luft wird in der schwebenden, leichtbewegten Anbringung der Filterschlangen erfahrbar und das Feuer erscheint in deren verbranntem, verzehrtem Aussehen.


Monika Meinhart

Monika Meinhart
Day to day life, drei Stoffbahnen, Buch, ca. 200 Seiten, 2019

Seit Jahren durchstreife ich die Gegend meines Heimatortes, bei Tag, bei Nacht, bei Regen, bei Schnee, im lichten Sonnenschein - da ein Windhauch, dort ein Schillern, zufällige Begegnungen, Waldlichtungen der Kindheit und Jugend. Durchsuche den Dachboden, durchkämme das Haus - auf der Suche nach Spuren. Dabei stelle ich mir immer wieder die Frage: warum? - auf der Suche nach einer Erinnerung, die es vielleicht gar nicht gab. Wahrheit kann trügerisch sein. In manchen Momenten unseres Lebens erhalten wir eine Ahnung, erhaschen einen flüchtigen Blick, auf die Wahrheit, aber meistens mühen wir uns ab, Echtes und Erfundenes auseinanderzuhalten. Überall lauern liebenswerte Gegensätze, zwischen Sehnsucht, Bemühen, Täuschen, es geht mehr um Fragen, als um Antworten, Staunen und schaurig schönes Befremden. Nichts will sich wichtig machen aber wahrgenommen werden. Ja genau. "I´m living, I´m giving to find you" (Syd Barrett).


Thomas Michel

Thomas Michel
Ecce-Homo, Öl auf Leinwand, 2018

Der Mensch hält sein Schicksal selbst in der Hand, doch sein Egoismus steht ihm dabei im Weg, das Richtige zu tun. Thomas Michels Arbeiten bezeugen einen Mangel an Toleranz und Frieden, der sich in menschlichen Einzelschicksalen manifestiert. Der Betrachter neigt dazu, die Augen vor unangenehmen Wahrheiten zu verschließen, deshalb sind die Arbeiten von Thomas Michel in invertierten Farben gemalt, um ihn auf eine falsche Fährte zu locken. Lässt sich der Betrachter auf die Dekodierung der Bilder ein und invertiert sie mit Hilfe seines Smartphones, erlebt er ein widersprüchliches Gefühl aus ikonografischer Ästhetik und konfrontativer Wahrheit, während die Wände des Kesselhauses zum Leben erwachen und mit den Bildern in einen Dialog treten.


Dagmar Ohrndorf

Dagmar Ohrndorf
Hautnah IV, Malerei, Mischtechnik, 2019

Eine mehrteilige Arbeit aus der Serie "Hautnah" ist unter dem Ausstellungstitel "Wish You Where Here" zu sehen. Der Mensch, der sich nach Nähe und Verbundenheit sehnt. Wer kennt das nicht, dass darin oft eine Ambivalenz liegt. Denn im nächsten Moment erleben wir die Nähe als unangenehm oder sogar als Bedrohung. Wir gehen auf Distanz. Hier liegt ein immerwährendes Spannungsfeld, das ich durch meine künstlerische Arbeit herausarbeiten möchte. "Hautnah" sind Bilder, die nicht mit einem Blick zu erfassen sind. Unverschönt wird hier gealterte Haut mit Falten und Haaren gezeigt. Ganz nah dem Menschen und doch so fremd. Der Betrachter wird sich fragen müssen: "Nähere ich mich diesen Arbeiten und lasse ich mich mit Haut und Haaren darauf ein, oder wende ich mich doch dem Werk eines anderen Künstlers zu".


Waltraud Scheidel

Waltraud Scheidel
Werkgruppe Polygone (Vielecke), Monotypien/Collage, 50x70cm, 2018 und Monotypie/Collage, 40x50cm, 2019

Ziel meiner Arbeiten ist es, die widersprüchliche Reizsituation, bei der eine geometrische Figur verschiedene Interpretationen zulässt, als Anlass zur Auseinandersetzung mit dem Bild zu nehmen. Besonders die visuelle Wahrnehmung geht weit über das reine Aufnehmen von Information hinaus. Erst mit der Bereitschaft des "sich Einlassens" auf bildnerische Darstellungen, erschließen sich dem Betrachter mehrdeutige Möglichkeiten in den gezeigten Arbeiten.


Gudrun Schüler

Gudrun Schüler
Gudrun Schüler, Mischtechnik auf Leinwand, 2018

So, so you think you can tell a smile from a veil? Do you think you can tell? So, also du denkst, du könnest wirklich unterscheiden, ein inniges Lächeln von einer Maskerade? Glaubst du, du kannst das wirklich unterscheiden? Verschleiern, Maskerade, das Verborgene hinter dem wahren Ich und Coolness versus unstillbare Sehnsucht nach Nähe und der Fähigkeit zu Emotionen. Diese Gefühle von Verlust und Entfremdung, die Pink Floyd damals verarbeitet haben, über ihre durch Drogen zerstörte Freundschaft zu ihrem ehemaligen Bandleader Syd Barrett, bestehen hier und heute unentwegt weiter. Die Gesellschaft des 21. Jahrhunderts kämpft mit dieser Scheinwelt und den Maskeraden der Sozialen Medien und der daraus resultierenden Entfremdung, Verrohung und Kommunikationslosigkeit.




Kinder erklären Kunst

Riesige Resonanz bei der Veranstaltung "Kinder erklären Kunst" in der sehr gut besuchten Ausstellung "wish you were here" im Kesselhaus. Durchgeführt von Kindern der Montessorischule Bamberg unter Leitung der Lehrerin Angelika Scheidel.
Eine erfrischende und unvoreingenommene Sicht auf unsere Kunst. Unbedingt wiederholenswert!

Foto Montessorischule Bamberg
Foto Montessorischule Bamberg
Foto Montessorischule Bamberg