Eine Kunstausstellung des Kunstvereins Kronach e.V. mit Werken von 7 Bamberger Künstlerinnen und Künstlern in den Techniken: Malerei, Zeichnung, Metallskulptur, Monotypie, Tuschezeichnung, Radierung, Scherenschnitt, Fotografie und Videofilm.
Jeder kennt den Weg durch nächtliche Straßen mit erleuchteten Fenstern. Wir können Leben in unterschiedlichen Situationen sehen und werden dabei ungewollt oder gewollt Betrachter dieser anonymen Welt. Ich fühle mich als heimlicher Betrachter emotional hineingezogen in diese Atmosphäre der Nachdenklichkeit, der Lebensfreude, Sinnlichkeit, Trauer, leiser Melancholie und lockender Geselligkeit. Faszinierend finde ich den Gedanken, hinter diese fremde Welt zu blicken. Die Zeit anzuhalten. In die konzentrierte Stille dieser Schatten-Begegnungen einzutauchen. Dabei beschäftigt mich, wie wohl diese Menschen leben, was sie denken, wie sie fühlen. Ich betrete dabei Daseinsräume mit Lebensszenen aus Schatten und Licht, die Geschichten erzählen und nachdenklich machen. Sie lassen mich an dem Leben der Menschen hinter diesen Fenstern teilhaben.
Bei der Werkgruppe "Yucatán" handelt es sich um eine Serie von Tuschezeichnungen und Monotypien, die unter dem Eindruck einer Mexiko-Reise entstanden sind. Faszinierend war nicht zuletzt die bizarre Flora Mexikos und besonders die des tropischen Regenwaldes auf Yucatán. Nicht um die Darstellung einzelner Pflanzen geht es bei den Arbeiten dieser Serie, sondern um das Prinzip des Pflanzlichen: Entfaltung, Wachstum, Kraft und Harmonie. Immer wieder stellte sich während der Arbeit die Frage: Was ist wirklich wichtig, was ist wesentlich, worauf kann ich verzichten? Eine Frage, die weit über künstlerische Dimensionen hinaus reicht.
Adelbert Heil schafft Kleinplastiken aus Bronze und Gusseisen, die er nach seinem selbst entwickelten Verfahren gießt und in klassischer handwerklicher Tradition bearbeitet. Die fein ausgearbeiteten Figuren reflektieren Zusammenhänge und Systeme der Außenwelt und erzählen manchmal humoristische Geschichten aus seinem eigenen phantasiegeborenen Kosmos.
Ein neues politisches Phänomen
geistert als Folge der globalen Finanzkrise im Zuge der
Lehman-Pleite durch die Gesellschaften des Westens: die Idee der
illiberalen Demokratie. Was vor zehn Jahren noch undenkbar war,
der Bruch zwischen den USA und Europa, das Auseinanderbrechen der
EU, der Aufstieg der Rechtspopulisten sind heute ein reales
Bedrohungsszenario.In Osteuropa werden die ersten Staatssysteme
in illiberale Demokratien umgebaut und auch in Westeuropa sind
rechtsnationale Kräfte bereits an Regierungen beteiligt oder
machen durch ihre Wahlerfolge liberale Regierungen
handlungsunfähig. Die Grenze zwischen rechtspopulistisch und
rechtsradikal ist fließend, die Verschiebung hin zu den
Extremen, zum rechten wie zum auch zum linken, aber unübersehbar.
Die Folgen sind eine Spaltung der Gesellschaft, eine Verrohung von
Sprache und Sitten, Intoleranz gegenüber Minderheiten und
offene Gewalt gegen Andersdenkende oder Menschen mit
Migrationshintergrund.
Wenn es für die Kunst einen Zeitpunkt
gibt, Position zu beziehen, sich nicht zu verstecken und die
Dinge, die die Demokratie und damit auch die Freiheit der Kunst
bedrohen, beim Namen zu nennen, dann ist dieser Zeitpunkt jetzt
gekommen.
Kunst hat nicht nur eine ästhetische Funktion,
sondern hatte immer auch eine identitätsstiftende soziale und
politische Funktion, die der Zeit ihren Spiegel vorhält.
Gerade in Deutschland sollte man sich wieder bewußt werden,
daß die demokratischen Errungenschaften mit unvorstellbaren
Opfern bezahlt wurden und jeden Tag aufs Neue verteidigt werden
müssen. Eine demokratische Gesellschaft ist kein Selbstläufer
und gerade in Zeiten globaler ökonomischer, ökologischer
und sozialer Umbrüche muß die Kunst ihren Beitrag
leisten, einen offenen Diskurs über die gesellschaftlichen
Probleme der Gegenwart zu führen.
Zieht sich die Kunst in
ihren Elfenbeinturm zurück, wird sie gesellschaftlich
irrelevant und droht zur Dekoration zu verkommen. Meine Bilder
greifen die aktuelle Stimmung mit ihrer Bedrohungslage auf und
thematisieren die Fragilität von sozialen Konventionen, wenn
Macht infolge von Systemversagen außer Kontrolle gerät
oder das Volk von politischen Eliten manipuliert wird. Die
vorliegenden Gemälde sind keine Kommentare zur Tagespolitik,
sondern verdichten zeitlos gültige soziale Mechanismen zu
einem Panorama unserer Zeit, 100 Jahre nach Gründung der
Weimarer Republik.
Es ist nicht Aufgabe der Kunst, Geschichte zu werden, ihre Aufgabe ist es,
Geschichten zu werden. Immer entsteht die Kunst aufs Neue, in den
Augen der Betrachter. So lange es Betrachter gibt für ein
Kunstwerk, bleibt es.
Titel der Arbeiten:
ART TROUVE | INSPIRATION | INFIZIERT JUGEND POINTILISMUS KONSTRUKTIVISMUS | VOYEUR | KLEINKOPIST | BLICKFANG | VERTIEFUNG | BANAUSE | ERNST
5 Fahrradtouren führten mich im September 2017, kurz vor der Bundestagswahl, von Bamberg aus in
den angrenzenden Landkreis Haßberge. Ausgangsidee war es,
die zeitweilige Veränderung des öffentlichen Raumes
durch die Wahlplakate zum Anlass für analoge Farbfotografien
zu nehmen.Daraus entwickelten sich verschiedene Themenstränge
wie Sandstein, Fachwerk, Schaufenster-auslagen, Straßen,
Tankstellen, usw., denen ich nachging.
Aus dem entstandenen
Material wählte ich 36 Fotografien aus und setzte sie auf
einem Tableau in inhaltliche, formale und farbliche Beziehungen,
ein zweidimensionales Beziehungsgeflecht an der Wand. Dazu
entstand ein Begleitheft, mit kürzeren und längeren
Texte zu den einzelnen Fotografien. Im Anschluss bat ich 30
Personen, sich die Fotos und Texte anzuschauen und vor der
Videokamera darüber zu sprechen.
Das Ergebnis ist ein 48minütiger Film, der aus den äußerungen dieser
Personen montiert wurde und vier Themenbereiche umfasst: "Haßberge
und die Heiligen Länder", "Wahlzeiten", "Was ist schön?", "Welche Kunst wünschst
du dir?".
Die Betrachter der Arbeit können ihre eigenen
Meinungen und Reaktionen auch im Spiegel der äußerungen
der Filmteilnehmer reflektieren.
Ausgangspunkte dieser mehrteiligen Zeichenarbeit
sind florale Motive aus meinem fränkischen Hausgarten,
gesammelte Betrachtungen von Ordnungen einer einfachen vertrauten
Natur im Ablauf der Jahreszeiten, im Kontext vom Werden und
Vergehen.
Rasterstrukturen als Sinnbilder unserer heutigen,
technologischen Aufrüstung greifen in diese Bildordnungen
ein. Erst ganz langsam, unscheinbar, dann verdichten sich diese
konkreten Strukturen von Arbeit zu Arbeit immer mehr und stülpen
sich wie eine zweite Haut über Blüten, Blätter,
Samenstände und Laub, bis dieses komplexer werdende Raster
derartig ausartet, dass kein Durchblick auf die florale Welt mehr
möglich ist.
Am Ende verbleibt nur ein Epilog gänzlich
verdrängter Natur, ein Planspiel technologischer ästhetik.
floral - A4/F1-F9, 9-teilige Werkgruppe 2015 Das vorgegebene
Din A4-Format dient mir als verbindende formelle Struktur dieser
Malserie. Ein freies Spiel floraler Ausschnitte im Rasterformat,
ein Dialog zwischen konkreten Systemen technologischer Din-Norm
und Fragmenten einfacher Natürlichkeit.