BBK Oberfranken

In seiner Grafik-Ausstellung PARNASSOS zeigt Thomas Michel Linolschnitte antiker griechischer Skulpturen aus der Glyptothek in München, einem der herausragenden Beispiele klassizistischer Architektur in Europa. Der Ausstellungstitel spielt auf den in der griechischen Mythologie Apollon geweihten Berg an, Sitz der Musen und Sinnbild der Kunst. Der mehrteilige Grafik-Zyklus bildet eine Synthese aus Plastik, Architektur, Fotografie und Druckgrafik.

Nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurde beim Wiederaufbau der Glyptothek auf die ursprünglich reich verzierte Innenausstattung verzichtet und stattdessen das nackte Ziegelmauerwerk mit Kalkschlämme überzogen. Da auch die ursprünglich farbig gefaßten griechischen Plastiken dem Betrachter heute als weiße Marmorbildwerke erscheinen, stellen die Säle der Nachkriegszeit durch ihren Verzicht auf Farbe und Dekor wieder die Balance zwischen Kunst und Architektur her und ermöglichen so die Konzentration auf die Proportionen der Figuren und des Raums.

Das vom Innenhof einfallende Licht modelliert die Skulpturen in feinsten Grauabstufungen. Diese plastischen Lichtwerte zwischen Schwarz und Weiß sowie die Beziehungen der Plastiken zum Raum zu erfassen und in Druckgrafik zu übersetzen, war das Hauptanliegen von Thomas Michel, weshalb er die Technik des klassischen Linolschnitts mit schwarzer Druckfarbe auf weißem Büttenpapier wählte. Schwarz und Weiß verschmelzen dabei je nach Dichte der Linienstrukturen zu feinsten Grauabstufungen im Auge des Betrachters und offenbaren die Vitalität der antiken Plastiken.