Der Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler (BBK LV Bayern e.V.) hat das Pilotprojekt "Künstlerinnen und Künstler in der Schule in Franken" mit Expert*innen der AG Kulturelle Bildung auf ehrenamtlicher Basis erarbeitet. Dafür hat sich im Frühjahr 2020 die Gruppe "Piloten Franken" (Markus Schmitt/Unterfranken, Notburga Karl/Oberfranken, Linda Schwarz/Unterfranken, Karin Bergdolt/Mittelfranken und Karin Fröhlich/ Sprecherin AG Kulturelle Bildung im BBK LV Bayern) zusammen gefunden, um eine regionale Unterarbeitsgruppe der AG Kulturelle Bildung auf Landesebene aufzustellen. In vielen Telefonaten, Zoomgesprächen und realen Treffen wurden drei modellhafte Projekte entwickelt und die Grundstruktur für eine Förderung mit dem Ministerium ausgehandelt.
Die konkrete Planung und die entsprechenden Kontaktaufnahmen mit den Künstlerinnen und Künstlern und den Schulen konnten nach den Sommerferien beginnen. Bei so enorm erschwerten Bedingungen und einem kurzen Planungszeitraum für ein so ambitioniertes Vorhaben stellt sich die Frage - (wie?) kann das gut gehen? Die Auflagen für Hygienemaßnahmen und Kontaktbeschränkungen in den Schulen, sowie die ständige Unsicherheit, ob eine komplette Schließung der Schulen droht, haben die Beteiligten sehr gefordert. Die größte Einschränkung ist der Wegfall eines gemeinsam geteilten Resonanzraums, eine Situation gegenseitiger Aufmerksamkeit und Sensibilität in Bereichen, in denen Kommunikation sehr stark nonverbal geprägt ist. Die Aufgabe bestand in der Konzeption eines anderen kollektiven ästhetischen Settings, in dem die verschiedenen Handlungs- und Gestaltungsvorhaben trotzdem entwickelt, begleitet und würdigend reflektiert werden können, in der Hoffnung, dass sich so ein Resonanzraum anders herstellen ließe. So haben sich kreative und selbstbewusste Lösungen und Kooperationen entwickeln lassen; noch vor Weihnachten wurden zwei Projekte abgeschlossen, ein drittes wurde bereits begonnen, und ein viertes geplantes Vorhaben wird gerade so umstrukturiert, dass es in ein hybrides (analog und digital) Kunstprojekt überführt werden kann; ähnliche Lösungen sind für die beiden noch ausstehenden Vorhaben angedacht. Die Herausforderung ist ein Paradox: Wenn Kunst auf Kontakt wesentlich angewiesen ist, nur im Kontakt gelebt und vermittelt werden kann, doch der Kontakt aber vermieden werden soll - darf es dann gar keine Kunst für die Kinder geben? Das stellte sowohl für uns absolut keine Lösung dar, auch die Leiter*innen der betroffenen Schulen waren äußerst dankbar über die Hartnäckigkeit unsererseits.
Eine Anmerkung gilt den ausgewählten Schulen: Angesprochen waren und sind entsprechend der Vorgaben durch das Ministerium Grund-, Mittel-, und Realschulen. Aufgrund der unabwägbaren Corona-Schulpolitik war es vor allem den bestehenden Netzwerken zwischen Künstler*innen und Schulleitungen zu danken, dass die Projekte überhaupt realisiert werden konnten, bzw. hoffentlich noch vollends können. Generell ist absolutes Ziel, hier neue Kontakte und Vernetzungen aufzubauen, zu ermöglichen und das Pilotprojekt in eine offene und transparente Struktur dauerhaft zu überführen.
Thomas Gröhling und die Grundschule Bamberg-Hain, Oberfranken
Der Erfolg dieser Einheit liegt darin, den Kindern etwas Anspruchsvolles zuzutrauen. Die Kinder lernen hier erfolgreich mit dem Schnitzwerkzeug handwerklich zu arbeiten, was unter anderem bedeutet, Schnitzeisen und Bildhauerknüpfel gleichzeitig zu koordinieren und das Schnitzeisen so zu lenken, dass der Werkstoff Holz bearbeitet werden kann. Ziel war es, mit Schüler*innen gemeinsam Entwürfe zu entwickeln und zu planen. Die Kinder erfahren weiter die Notwendigkeit, dass auch Gestaltungsprozesse selbständige Entscheidungen erfordern. Die ausgewählten Entwürfe wurden schließlich so ausgearbeitet, dass sie als Relief umgesetzt werden konnten. Für das Bemalen der Stelen wurden die Grundfarben differenziert gemischt und damit die Stele durch die Farbe noch markanter gestaltet.
Das Projekt konnte im Dezember fertig gestellt werden.
Michaela Schwarzmann und die Grundschulen Eggolsheim und Buttenheim, Oberfranken
Kinder können sich auch in abstrakten Bildwelten bewegen! Als Ausgangspunkt für die Zusammenarbeit mit den Kindern dient hier die Geschichte von Eva Heller "Die wahre Geschichte von allen Farben". Zum Einsatz kommen großflächige Malerei, das Herstellen von Mischfarben und Experimentieren mit Farbe, auch verschiedene Techniken des Farbauftrags werden vermittelt - Malerei pur!
Im Fokus steht das Wecken eines ästhetischen Interesses im Umgang mit Farbe; Kinder kommen großflächig malend zum eigenen Ausdruck. Den Farben werden in der Geschichte geometrische Formen zugeordnet, sodass ein Abstraktionsvermögen notwendig und präzisiert wird. Alle Farbgestaltungen ergeben einen Farbfilm. Die Substanz einer an sich immatriellen Farbe wird dadurch betont, dass die Natur mit ihrer materiellen Farbigkeit aufgegriffen wird. Die Farben werden im gemeinsamen Forschen und Experimentieren aus Pflanzenteilen selbst hergestellt, das Pigment wartet nicht im Ladenregal auf Käufer, sondern entsteht aus dem eigenen Tun. Am Ende des Entstehungsprozesses steht die Übertragung der Werke in ein Kamishibai (japanisches Papiertheater)- Letzteres bietet den Übergang zur Präsentation - die Kinder gestalten dafür die einzelnen Blätter und erleben einen sich abrundenden Kunstprozess. Sie erzählen die Geschichte in ihren eigenen Worten. Die Kamishibai-Aufführung wird als Film festgehalten.
Das Projekt ist noch nicht abgeschlossen.
Der BBK Landesverband Bayern e.V. und seine überregionale Arbeitsgruppe Kulturelle Bildung wird sich auch in diesem Jahr 2021 für Rahmenbedingungen, Budgets und ein stabiles Netzwerk mit den Akteur*innen und für die Künstlerinnen und Künstler, die in der Kulturellen Bildung in all Ihren Facetten tätig sind und sein wollen, einsetzen.
Karin Fröhlich, Sprecherin der AG Kulturelle Bildung und Mitglied im Vorstand des BBK Landesverbandes Bayern e.V., mailto: karin.froehlich@bbk-bayern.de