Im Rahmen der Städtepartnerschaft zwischen Bamberg und Villach widmet der BBK Oberfranken seine Jahresausstellung 2016 in der Villa Dessauer dem von Künstlern entworfenen, durch Künstler geschaffenen Buch. Davor wurde eine Auswahl der Ausstellung in der Villacher Galerie in der Freihausgasse gezeigt.
46 Künstlerinnen und Künstler aller Arbeitsgebiete aus Oberfranken und 22 aus Österreich geben Einblick in ihr vielfältiges Schaffen.
Aus Bamberg: Christine Frick, Angelika Gigauri, Beka Gigauri, Hermine Gold, Nora Gomringer/Reimar Limmer, Lena Maria Gräwe, Christine Gruber, Katharina Heubner, Matthias Höppel, Das Institut/INFuG, Gerd Kanz, Simone Lorenz, Monika Meinhart, Monika Pellkofer, Heike Preier, Heidrun Schimmel, Peter Schoppel, Michaela Schwarzmann, Maria& Söllner, Marianne Vordermayr, Eva Maria Winter, Andrea Wunderlich
Aus Villach: Nadja Brugger-Isopp, Caroline, Simone Dueller, Günter Egger, Gernot Fischer-Kondratovitch, Eva Funk, Lisa Huber, Angelika Kaufmann, Cornelius Kolig, Arnold Kreuter, Heinz Ortner, Astrid Pazelt, Peter Putz, Barbara Rapp, Johanna Sadounig, Sheida Samyi, Elisabeth Schwendner, Hubert Sielecki, Herwig Steiner, Céline Struger, Julian Taupe, Larissa Tomassetti
Künstler benutzen Bücher und Künstler machen Bücher. Ihre Vorbilder und Anregungen finden sie meist in Büchern: in Skizzenbüchern halten sie ihre ersten Eindrücke und Ideen fest. Das Buch, zunächst ein dienendes Medium für Künstler, hat sich aus dieser Rolle heraus immer öfter zum Ziel vieler künstlerischer Bemühungen entwickelt.
Buchgestaltung ist eine eigenständige Disziplin zwischen Design und Kunst; das Fotobuch wurde oft, mehr als die Ausstellung der Originalwerke, zum originären
Präsentationsmedium für Fotografie; das Skizzenbuch begleitet tagebuchartig den Schaffensprozess vieler Künstler.
Die Besucher dieser Ausstellung können mit Baumwollhandschuhen in den meisten Werken blättern. Sie werden sehen, dass ein Buch nicht unbedingt ein am Rücken zusammengebundener Stapel gefalzter Papierblätter zwischen zwei Pappdeckeln sein muss. Auch eine Papierrolle im Einmachglas oder eine aufgerollte bestickte Stoffbahn kann Buch sein. Und natürlich auch zum Leporello gefaltete lange Druckgrafikblätter oder der Auflagendruck im Offsetverfahren.
Die Leiterin der städtischen Galerie in der Freihausgasse in Villach, Edith Eva Kapeller, kuratierte den österreichischen Teil und wählte Künstlerinnen und Künstler mit biographischem Bezug zu Villach, deren Schaffen zumindest in Teilen einen Schwerpunkt beim Buch setzt.
Der BBK schrieb die Teilnahme für alle oberfränkischen Künstler aus, wodurch die Ausstellung durch einige interessante Positionen bereichert werden konnte.
So ist als Gast das Institut zur Untersuchung von Grenzzuständen ästhetischer Systeme,
kurz INFuG, mit einem eigenen Raum vertreten.
Eine Bamberger Künstlergruppe um Hubert
Sowa und Fridolin Kleuderlein, die mit ihren
Performances und Rauminstallationen deutschlandweit und in der
Schweiz große Beachtung fand.
In dem Langzeitprojekt "Red
Point Diary" hat die Villacher Zeichnerin Larissa
Tomassetti jedem Tag ihres bisherigen Lebens eine
kleine Zeichnung gewidmet. Sie zeigt eine Auswahl der ca. 16.000 Blätter als Leporello.
Die in Berlin lebende Österreicherin Eva Funk beschäftigt sich mit
Johann Heinrich Füsslis berühmtem Bild "Der
Nachtmaar" in Texten und Graphiken.
Christine
Gruber wirft einen ironischen Blick unter anderem
auf das Verhältnis der Geschlechter, indem sie ein Buch mit
alter Reklame der vorletzten Jahrhundertwende durch vollflächige
schwarzeübermalung uminterpretiert. Lediglich einzelne
Figuren und Werbeaussagen lässt sie stehen und setzt sie
dadurch der kritischen Betrachtung aus.
Michaela
Schwarzmann stellt ihr Pflanzenbuch aus, auch ein
Unikat, in dem sie ihre temporäre Rauminstallation in einem
Gartenpavillon des ehemaligen Klosters Michaelsberg dokumentiert.
Der Titel von Monika Pellkofers Leporello "Unter Wasser halte ich immer die Luft an"
versteht sich von selbst, denn ein Mensch, der unter Wasser
weiteratmet würde ertrinken. Zusammen mit dem Titel ist ihr
Buch eine Metapher für Mechanismen, die gewöhnlich
unbewusst ablaufen aber ausnahmsweise auch willentlich steuerbar
sind.