Ausstellung "TRIO 12"
Kunstraum Kesselhaus, Bamberg
3.5. bis 15.6.2025

Ausstellung Trio 12, Kesselhaus Bamberg
Die zwölfte Gemeinschaftsausstellung der 3 fränkischen BBKs im Bamberger Kesselhaus

In der 12. Gemeinschaftsausstellung der drei Berufsverbände Bildender Künstlerinnen und Künstler Ober-, Mittel- und Unterfrankens bietet das Kesselhaus einen interessanten Rahmen für acht Künstlerinnen und Künstler, die mit Malerei auf Leinwand und Wellpape, Holzbildhauerei, Fotografie und Rauminstallationen mit Gewebe und Magnetspulen einen weiteren Einblick in die Vielfalt der aktuellen fränkischen Kunstszene bieten. Gemeinsam ist allen Ausstellenden die Frage nach dem Eingebundensein in unsere Geschichte und in die uns umgebende Welt und die Auseinandersetzung mit Erinnerung und Hoffnung.

Alexandre Madureira erforscht seine Erinnerung anhand von Familienfotos und transformiert darin festgehaltene Augenblicke in seinen farbintensiven Malereien zu Werken emotionaler Tiefe. Er stellt Persönliches in einen gesellschaftlichen Kontext und regt die Betrachtenden dazu an, sich ihrer eigenen Geschichte und Traditionen gewahr zu werden. Einen anderen Erinnerungsbogen spannt Youri Jarkikh mit seinen Malereien auf Wellpappe. Er erinnert an das SoHo-Viertel in New York, als sich in den 70er und 80er Jahren zahlreiche Kunstschaffende in den verlassenen Fabriken niedergelassen hatten. Fast springt einem die Wildheit dieser Jahre aus seinen Bildern entgegen.
Weiter zurück in die Geschichte greift Hagga Bühler mit seiner Serie "Haifischfraß & Nixenkuss". In 15 Holzskulpturen erzählt er die Menschheitsgeschichte von ihren Ursprüngen in Afrika über Hochkulturen, Dekadenzphasen bis hin zu Krieg und Vernichtung und stellt die Frage nach einer möglichen weiteren Entwicklung der Menschheit.
Skulptural arbeitet Beate Baberske in ihrer Serie "Faltungen", indem sie quadratische Flächen aus Holz oder Karton am Handwebstuhl in ein halbtransparentes Doppelgewebe einarbeitet und dieses dann in dreidimensionale Formen verwandelt. Aus dem streng geometrischen Gewebe entfalten sich körperhaft organische Formen in den Raum.
Aus verwobenen, hängenden, verflochtenen Spitzenbändern schafft Gabi Weinkauf stofflich fließende Werke der Erinnerung. Spitze dient als Symbol für Vergangenes, erinnert an Haushalte in den 50er Jahren, symbolisiert Reichtum, Reinheit und Schönheit.
Beinahe antagonistisch muten dagegen die Arbeiten von Stefan Mayer an. Er untersucht optisch nicht wahrnehmbare physikalische Strukturen wie Temperatur, Luft, Hochfrequenz-Wellen oder magnetische Kraftfelder. Sichtbar ist dabei nur die riesige, schräg im Raum schwebende Magnetspulen aus Kupferdraht, mit der er in ihrer unmittelbaren Umgebung das Magnetfeld der Erde umkehrt. Sichtbar wird dies durch einen Kompass. Der Rest der Arbeit besteht aus ihrem Dialog mit den Besuchern und deren Gedanken.
Frank Albert lotet in seinen abstrakten Gemälden die Wirkung von Formen im bildnerischen Raum aus und untersucht deren Wirkung in der Interaktion zwischen den Werken und dem sie umgebenden Raum. Was ist die Form und was der Grund? Scheinen sie bedrohlich oder leicht oder gar verspielt?
Bernd Telles Tableau aus 36 Fotografien mit dem Titel "The Big Hope" zeigt Portätbilder von Gläubigen, die an die Wände buddhistischer Tempel gemalt sind. Sie wurden als Votiv-Gaben von den dargestellten Menschen gestiftet und künden der Nachwelt von deren Wünschen und Hoffnungen. Die Zeit hinterließ ihre Spuren auf ihnen, genauso wie auf der Wand im Kesselhaus, wo ihre fotografischen Reproduktionen hängen.
Im Kesselhaus als Ort der Erinnerung mit seiner besonderen Architektur und den von seiner früheren Nutzung gezeichneten Wänden entsteht in der Zusammenschau mit den ausgestellten Werken ein spannungsreiches Gesamtkunstwerk.

Trio 12 Flyer

Führungen und Begleitveranstaltungen:

Untere Sandstraße 42, Eingang am Leintritt, 96049 Bamberg
Ausstellungsdauer: 03.05.2025 bis 15.06.2025
Vernissage: 02.05.2025, 19:00 Uhr
Öffnungszeiten: Freitag 15 -18 Uhr
Sa, So, Feiertage 13 -18 Uhr
Eintritt frei
Kunstbuchflohmarkt gegen Spende


BBK Nürnberg Mittelfranken

Frank Albert

Balance of Power

Die Serie lotet in scherenschnitthafter Ästhetik die Wirkung von Formen und Körpern im bildnerischen Raum aus. Was wirkt aggressiv, was ist bedrohlich, was ist leicht und verspielt? Die Kombination der verschiedenen Bilder ermöglicht zudem spannende visuelle Interaktionen zwischen den Werken. Das machtvolle Schwarz erobert sich seinen Raum. Welche Wirkung hat es auf seinen Nachbarn. Welche Assoziationen erfahren wir. Diese Serie ist ganz bewusst in dem Bewusstsein entstanden dass gerade auch abstrakte Malerei politisch sein kann. DIe Fragestellungen zu emotionalen Momenten und machtvoller Interaktion sind gerade auch durch die Hängung im Raum entscheidend. Gerade die Architektur des Kesselhaus hat mich dazu bewogen diese Serie für die Ausstellung vorzuschlagen. Stellt sie doch einen bewussten Dialog zur Patina des Raumes her und läßt Erinnerungen an Bunker und beschädigte Architektur aufkommen.

Email   Webseite


BBK Nürnberg Mittelfranken

Beate Baberske

Beate Baberske
Füllhorn I, 2024, Handweberei, Leinengarn, Sperrholz
Werkgruppe Faltungen

Ausgangspunkt dieser Werkgruppe ist ein textiles Gewebe, das ich in einer selbst entwickelten Technik herstelle. Am Handwebstuhl werden quadratische Flächen aus Holz, Karton oder Papier in ein halbtransparentes Doppelgewebe eingearbeitet. Die Fäden aus Leinen oder Baumwolle übernehmen eine Scharnierfunktion zwischen den festen Kartonflächen bei der folgenden Transformation des zweidimensionalen Gewebes in ein dreidimensionales Objekt. Während das streng geometrische Gewebe an technische Strukturen wie Pixel, Konstruktionen oder Architektur erinnert, wirken die daraus entstandenen Formen körperhaft organisch.

Email   Webseite


BBK Unterfranken

Hagga Bühler

Haifischfraß & Nixenkuß

Inspiriert von 14 Sandsteinnixen in der Fassade der Frankfurter Börse (bei einem Stadtbummel) schlug der Gedankenblitz ein wie göttliche Fügung für die Serie "Haifischfraß & Nixenkuß". Mit 4 bereits im Inspirationseinschlag vorgegebenen Nixen (1, 8, 12, 14) soll Menschheitsgeschichte von Anfang bis Ende erzählt werden: Von Entstehung (Afrika) über Hochkulturen, Philosophie, Antagonismen, Dekadenz, Krieg, Vernichtung und danach, wenn Naturgottheiten sich untereinander wieder selbst reproduzieren können. Als "Spessart Holz Pop" wurde die epische Arbeit in Hafenlohr/Unterfranken geschaffen.

Email


BBK Nürnberg Mittelfranken

Youri Jarkikh

SoHo Künstler können fliegen

Diese Bilderserie ist meinen Erinnerungen an das SoHo-Viertel in den 70er und 80er Jahren in New York gewidmet.
Damals lebten in den verlassenen Vierteln zahlreiche Künstler und Maler, die von den großzügigen Räumen der ehemaligen Fabriken mit ihren riesigen Fenstern und hohen Decken angezogen wurden. Das Viertel, in dem zuvor Drogenhandel und Prostitution geblüht hatten, wurde schnell zu einem Wallfahrtsort für die künstlerische Bohème.

Email   Webseite


BBK Oberfranken

Alexandre Madureira

Persönliche Momentaufnahmen

Alexandre Madureiras Werk erforscht das Zusammenspiel von Erinnerung, Fotografie und dem menschlichen Bedürfnis, Erlebnisse zu bewahren und neu zu interpretieren. Er beschäftigt sich mit der Frage, welche Momente wir als Feier des Lebens festhalten und welche mit der Zeit in Vergessenheit geraten.
Inspiriert von Familienfotoalben verwandelt Madureira persönliche Momentaufnahmen in Gemälde, die über reine Bewahrung hinausgehen. Seine Bilder rekonstruieren und deuten neu, sodass flüchtige Augenblicke eine tiefere emotionale Dimension erhalten. Dabei stellt sich die Frage, ob diese Bilder Glück definieren oder es lediglich inszenieren. Seine Werke offenbaren die Spannung zwischen Nostalgie und Neuerfindung, zwischen dem, was war, und dem, was wir brauchen, dass es gewesen sei.
Madureiras Malerei berührt universelle Themen: Warum wiederholen Menschen bestimmte Erlebnisse, und wie prägt die Fotografie unser Erinnern? Durch die Auseinandersetzung mit seiner eigenen Familiengeschichte verwischt er die Grenze zwischen persönlicher und kollektiver Erinnerung und lädt die Betrachter ein, über die Konstruktion ihrer eigenen Vergangenheit nachzudenken. Seine Werke greifen die Unsicherheit von Erinnerungen auf und erkennen an, dass die Art und Weise, wie wir erinnern, genauso wichtig ist wie das, was wir erinnern. In einer Zeit, in der digitale Bilderfluten unser Erinnern beeinflussen, ist Madureiras Arbeit besonders relevant. Sie fordert uns auf, innezuhalten und über die Bedeutung von Ritualen, von gemeinsam erlebten Momenten und von der Vergänglichkeit des Augenblicks nachzudenken. Seine Gemälde erinnern uns daran, dass das Festhalten und Teilen von Erinnerungen nicht nur ein persönlicher, sondern auch ein gesellschaftlicher Akt ist - ein Spiegel dessen, wie wir uns selbst und unsere Beziehungen definieren.

Email   Webseite


BBK Oberfranken

Stefan Mayer

Nicole Frenzel (Auszug aus GegenFeld Abweichung+4° Neigung 65° - in: Campus Magneticos - Magnetfelder 2024)

Der Bildhauer Stefan Mayer setzt sich in seiner künstlerischen Arbeit mit nicht sichtbaren Raumqualitäten auseinander. An spezifischen von ihm gewählten Orten untersucht er optisch nicht wahrnehmbare physikalische Strukturen wie Temperatur, Luft, Hochfrequenz-Wellen oder magnetische Kraftfelder. Durch gezielte Eingriffe verändert er die strukturellen Eigenschaften eines Ortes und damit die gesamte Situation. ... Dazu platzierte er zwei 326 cm lange und 20 cm starke Magnetspulen aus Kupferdraht so im Raum, dass sie der im Münchner Erdmagnetfeld vorgefundenen lokalen Abweichung von +4° und einer Neigung von 65° entsprachen. ... Mit diesem bildhauerischen Eingriff stellte Stefan Mayer den Projektraum physikalisch gesehen auf den Kopf. Auch wenn sich dies optisch nicht manifestierte, wurden die Schritte seiner künstlerischen Vorgehensweise anhand der im Raum angeordneten Elemente offensichtlich und nachvollziehbar. ... Die Auswirkungen des Eingriffs in das lokale Erdmagnetfeld des Projektraums waren für die Besucher:innnen nicht sichtbar. Die installierten Objekte wiesen jedoch darauf hin, dass ein grundlegender Eingriff in die Struktur des Raumes stattgefunden hat. Die Besucher:innen waren eingeladen, ungewohnte Wahrnehmungsmöglichkeiten zu erproben, um spürbare Veränderungen des Raums jenseits des Sichtbaren zu erkennen und zu erleben.

Email   Webseite


BBK Nürnberg Mittelfranken

Bernd Telle

The Big Hope

In der zeitgenössischen Kunst ist die "Entkontextualisierung der Fotografie" ein wesentlicher Teil der ästhetischen Transformation. Fotografien werden aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang herausgenommen und in neuen, oft unerwarteten Kontexten präsentiert, was ihre Bedeutung verändert. Dieser neue Bezugsrahmen kann die Wahrnehmung des Betrachters auf das fotografische Dispositiv lenken, also auf die Art und Weise, wie das Foto produziert, verbreitet und präsentiert wird. Diese Konzepte sind zentral für das Verständnis der modernen Fotografie und ihrer Rolle in der Kunstwelt. Sie verdeutlichen, wie tiefgreifend technische und konzeptionelle Veränderungen die Wahrnehmung und Interpretation von Kunst beeinflussen können. Die 36-teilige Fotoarbeit mit sichtbaren Zeitspuren auf den "Votiv"- Bildern aus einem Buddhistischen Tempel zusammengestellt, zeigen, dass die dargestellten Porträts nicht nur zeitlos sind, sondern auch durch die Zeit und das Leben gezeichnet wurden. Gleichzeitig symbolisiert sie die Vergänglichkeit und die Spuren, die das Leben hinterlässt.

Email   Webseite


BBK Unterfranken

Gabi Weinkauf

Gabi Weinkauf
Spitze, 2024, Objekt aus weißen Spitzenbändern
Spitze

Die Ausstellungsreihe TRIO nahm 2013 im Bamberger Kesselhaus ihren Anfang. In dieser ersten Trioausstellung im Kesselhaus zeigte ich in der ehemaligen Wäscherei des alten Bamberger Krankenhauses meinen Wäscheberg. Damals hatte ich auch kleine Objekte, mit in Beton gegossener weißen Spitze mit dem Titel "Eingemachtes", in der Ausstellung. Seither entwickle ich für meine Werkgruppe "spitzenmäßig" immer neue Spitzenarbeiten.
Weiße Spitze als Symbol für Vergangenes. In den 1950er Jahren waren Spitzendeckchen oder Spitzenvorhänge in fast allen deutschen Haushalten. Weiße Spitze galt als Symbol für Reichtum. Spitzenbänder an der Kleidung waren Königen und Kirchenmännern vorbehalten. Für mich als Künstlerin bedeutet die weiße Spitze Reinheit und Schönheit. Ich setze sie in Beziehung zu unseren Werten.

Spitzenbänder - durchbrochen, zart zersetzt, langsam hinabgleitend, fließend. Seelenstürmer!
Spitzenbänder - eingebunden, verflochten, verwebt. Hängen hier, wartend. Harren aus und gleiten fort...
Wo fließen sie hin? In die Vergangenheit? In die Zukunft? In die Welt? In den Himmel? In die Erde?
Sie fließen direkt in meine Seele!

Email   Webseite